Veranstaltung 2
Ziel der zweiten Veranstaltung war es, lokale Beispiele für die Vorteile der Mitgliedschaft in der Europäischen Union zu zeigen, aufzuzeigen, wie ein großes Land, einer der Gründer der EU, über die Bedeutung kleinerer Länder denkt und diese zu ermutigen, eine Partnerschaft aufzubauen. Ein zweites Ziel war es, die Situation der Flüchtlinge anzusprechen und eine Diskussion über Probleme und mögliche Lösungen im Zusammenhang mit der jüngsten Migrationskrise zu anzuregen.
Die Veranstaltung wurde von TRATTI organisiert, einer Vereinigung von Studenten und Bürgern unter der Leitung der Sprecherin, der ehemaligen Lehrerin Dr. Alessandra Modio, und Kollegen und Freunden. TRATTI hat im Auftrag der Stadt Velletri für dieses Projekt ein ausgezeichnetes Programm für 30 offizielle Teilnehmer ausgearbeitet, davon 15 aus Deutschland, Ungarn, Malta und Polen.
Vor dem Abendessen eröffnete Dr. Alessandra Modio, die Sprecherin von TRATTI und ehemalige Stadträtin, die Konferenz. In ihrer Rede betonte sie die Bedeutung der Beteiligung junger Menschen am öffentlichen Leben. Sie erwähnte auch, dass viele junge Teilnehmer noch an der Ausstellung arbeiten, die am nächsten Tag eröffnet werden würde. Sie unterstrich die Bedeutung der internationalen Treffen, bei denen sehr unterschiedliche Teilnehmer zusammenarbeiten können. Sie erinnerte an frühere, erfolgreiche EU-Projekte, die mit Kőszeg organisiert wurden. Während des Abendessens war viel Gelegenheit für eine informelle Diskussion. Besonders erwähnenswert ist es, dass die Organisatoren die Veranstaltungsorte bestens ausgewählt haben; Tagung (Bibliothek), Studienbesuche (Museum, Weinkellerei), Mahlzeiten (Pizzeria, Agritourismus), Unterkunft (Agrotourismus) – Orte – traditionell italienisch, international oder gefördert von der EU.
Am nächsten Morgen (13. April) eröffnete Herr Edoardo Menicocci, Präsident von TRATTI, die Tagung. In seiner Rede begrüßte er alle Teilnehmer des Projekts und er drückte seine Freude aus, dass so viele Leute kamen, um das Programm zu verfolgen, das bereits vorher an Zeitungskiosken veröffentlicht wurde. Er stellte die Delegationen der vier anderen Länder und die Gastgebergruppe offiziell vor. Er bedankte sich auch bei Dr. Alessandra Modio für ihre Unterstützung im Namen aller 4 Besuchergruppen.
Er erklärte, dass der Tagungssort, die Bibliothek, ein wichtiger Ort in der Stadt ist. Velletris Bibliothek spielt im kulturellen Leben der Stadt eine zentrale Rolle und wird auch „Haus der Kultur und Musik“ genannt. Sie wurde mit Mitteln der EU renoviert, was auch ein Grund war, diese EU-Veranstaltung hier zu eröffnen.
Programmstart war der Kinofilm „The Great European Disaster“, produziert von der italienischen Regisseurin Annalisa Piras. Der Film handelt von einer nicht allzu fernen Zukunft, in der Europa nicht mehr existiert. Es werden nicht nur die möglichen Gründe dafür aufgezeigt, sondern auch die katastrophalen Folgen, die eine Wiederkehr des Nationalismus in Europa mit sich bringen würden. Der ganze Film war sehr bewegend und wir konnten Ähnlichkeiten zwischen der Vergangenheit und einer fiktiven Zukunft finden. Obwohl das Programm bereits Wochen vor der Veranstaltung verschickt wurde, konnten sich die Teilnehmer gut darauf vorbereiten, aber wir alle waren sehr berührt von den traurigen Geschichten des Films, die von sehr unterschiedlichen Menschen aus verschiedenen Ländern Europas erzählt wurden. Die Organisatoren baten uns, darüber nachzudenken und sich am nächsten Tag sowohl formell als auch informell auf eine Diskussion vorzubereiten.
Durch die Teilnahme von Herrn David Sassoli, dem Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments, wurde der Konferenz eine besondere Ehre zu teil. In seiner Rede betonte er die Wichtigkeit von Veranstaltungen wie EULOCAL, um europäische Probleme zu diskutieren und Menschen aus ganz verschiedenen Teilen Europas zusammenzubringen. Er war sehr beeindruckt von der Anwesenheit der vielen jungen Leute im Publikum, da die Jugend in der Regel nicht an Politik interessiert ist. Er wünschte ihnen und allen Teilnehmern eine erfolgreiche Konferenz. Nach der Rede hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, ihm Fragen zu stellen: „Sieht er optimistisch auf die Zukunft der EU?“ oder „Erwartet er andere Ergebnisse?“ usw.
Nach den Fragen und Antworten begrüßte Bürgermeister Fausto Servadio das Publikum. Er zeigte sich glücklich, dass Velletri an diesem Projekt im Rahmen des „Europa für Bürger, Netzwerk der Städte“ teilgenommen hat. Er sagte, dass er auf TRATTI sehr stolz ist, weil es enorm viel für die Einbeziehung der Jugendlichen in das soziale Leben der Stadt getan hat. Er bat Dr. Alessandra Modio, die Sprecherin der Gruppe und ehemalige Stadträtin, auf die Bühne und unterstrich die Wichtigkeit ihrer Hilfe, die sie für die begeisterten Jugendlichen geleistet hat.
Dr. István Mátrai, der Koordinator des Projekts, stellte das Programm und seine Bedeutung kurz vor. Er betonte, dass viele Menschen euroskeptisch sind und die Vorteile der Existenz der EU nicht sehen wollen. Er äußerte seine Überzeugung, dass Konferenzen und Veranstaltungen dieser Art dazu beitragen, die EU in ein besseres Licht zu rücken. Er erwähnte auch, dass die erste Konferenz in Marsaskala, Malta, organisiert wurde, die sehr effizient war. Die Teilnehmer konnten neue Standpunkte und Fakten finden, die alle die Notwendigkeit der Zusammenarbeit von kleinen und großen, von bereits bestehenden und neu hinzugekommenen EU-Ländern unterstreichen. Er bedankte sich für die Vorbereitung der Veranstaltung und wünschte allen Teilnehmern eine erfolgreiche Konferenz.
Nach einer kurzen Pause hatten die Teilnehmer und Besucher der Stadt die Möglichkeit, die Geschichte von Herrn Abdoulaye Mbodj, Sohn afrikanischer Einwanderer und Anwalt in Mailand, zu hören. Er sprach über das Leben seiner Familie. Sein Vater hatte seine Familie in Senegal mit dem Versprechen verlassen, für alle eine bessere Zukunft zu finden, als das Heimatland ihm bieten konnte. Er selbst hat nie aufgegeben, und jetzt arbeitet und lebt er hier mit seiner Familie. Ihr größter Stolz sind die drei Kinder, die sie mit Liebe erzogen haben. Herr Abdoulaye Mbodj erklärte, dass er sich nie diskriminiert gefühlt habe, weder in der Schule noch an seinem Arbeitsplatz. Er sagt, er ist ein Beispiel für ein Italien, das willkommen heißt und nicht ausschließt. Wie auch sein Vater fühlt er sich als eine respektierte Person, und er ist dankbar für die enorme Hilfe, die er von vielen Menschen bekam. Jetzt fühlt er, dass es an der Zeit ist, dass er davon etwas zurückgibt und sein Bestes tut, um die zu unterstützen, die Hilfe brauchen. Seine Rede führte in die Ausstellung ein, die unter dem Motto „die neuen Europäer“ steht; Söhne von Einwanderern, die beschlossen haben, in Italien zu bleiben und ihr Leben zu ändern, immer mit Gedenken, welch großen Entbehrungen ihre Familien meistern mussten.
Gemeinsam wurde die Ausstellung eröffnet, die auch für die Öffentlichkeit zugängig war. Erfreulicherweise kamen viele Studenten zur Einweihung und hörten Abdoulaye Mbodjs Geschichte. Auch war Gelegenheit, erfolgreiche und weniger erfolgreiche Erzählungen von verschiedenen Leuten zu lesen, wie berühmte Sportler, die nicht Teil der Nationalmannschaft sein konnten, weil sie Flüchtlinge waren, aber auch Wissenschaftler, die arbeiten durften und anerkannt wurden. Wie Herr Abdoulaye Mbodj sagte, mussten alle hart arbeiten, um ihre Ziele zu erreichen. Wir waren uns alle einig, dass das Programm gut gestaltet war. Nach der Ausstellung hatten wir die Möglichkeit, informell über die „neuen Europäer“ zu sprechen, und am Nachmittag konnten wir auch über die Situation in unseren Ländern sprechen.
Nach dem Mittagessen fand ein Workshop in die Bibliothek statt. Das Hauptthema war Migration, da wir die Wichtigkeit dieses Themas in der jüngeren europäischen Geschichte sehen. Wir haben in vier internationalen Gruppen gearbeitet. Jede Gruppe bekam eine Aussage mit einer Frage und sie musste am Ende des Workshops 3 einfache Vorschläge präsentieren. Die vier Themen waren Migration und Integration, nachhaltiges Wachstum und Entwicklung, Verteidigung und Sicherheit, Information und Kommunikation. Unsere Schlussfolgerungen waren vielfältig: als Erstes unterstrichen wir den Unterschied zwischen wirtschaftlichen und politischen Einwanderern und die Bedeutung der Medien für die Wahrnehmung von Einwanderern und Immigranten in unserem Land und in Europa im Allgemeinen. Wir diskutierten auch die zentrale Rolle von öffentlicher Diskussion und kritischem Denken, wenn wir über solche Themen sprechen. Als zweiten Schritt haben die Gruppen über den Bedarf an Einwanderern in Europa gesprochen: im Hinblick auf unsere alternden Bevölkerung tragen sie zur Deckung des Bedarfs an Arbeitskräften bei. Die Frage ist, ob dies die wirkliche Lösung ist. Werden Flüchtlinge arbeiten? Sie zu unterrichten und einzuarbeiten braucht finanzielle Hilfe. Schließlich haben wir das Problem der Integration angegangen: Die meisten Teilnehmer haben dies getan, indem sie die Probleme der Integration, die Probleme der Gewalt und der Spaltung in Europa selbst und die Schwierigkeit diskutiert haben, Menschen aus einem völlig anderen Umfeld mit anderen Regeln und Traditionen zu erreichen. Aber ist es unmöglich, das Problem der Integration verschiedener Kulturen zu lösen? Einige versuchten, zu möglichen Lösungen zu gelangen, indem sie beispielsweise die Bedeutung von Sprachbarrieren und Bildung im Integrationsprozess hervorhoben. Es stellte sich auch heraus, dass wirkliche Integration nicht möglich ist. Vielmehr sollte in Betracht gezogen werden, diesen Menschen in dem Land zu helfen, aus dem sie kommen – sofern es ein sicheres Land ist. Wir alle waren uns einig, dass Flüchtlingen in echter Gefahr alle Hilfe zu Teil werden muss, aber sie müssen auch bereit sein, die Regeln und Gesetze der Aufnahmeländer zu akzeptieren. Es wurde auch erwähnt, dass leider einige Migranten kriminell sind und die Einheimischen dazu neigen, alle Flüchtlinge in ein und dieselbe Schublade zu stecken, und die Einstellung gegenüber Migranten ist nicht gerade positiv ist.
Nach dem Workshop sprachen die Delegationen der eingeladenen Länder kurz über ihre Erfahrungen zu Hause.
Die Delegation aus Bad Kötzting nannte zwei Hauptpunkte: Unterbringung der Flüchtlinge und Berufsintegration. Sie hatten sowohl positive als auch negative Beispiele. Sie haben etwa 160 Flüchtlinge aus Syrien, Äthiopien, Irak, Iran, Kasachstan, Russland, der Ukraine, Mali, Eritrea, Somalia, Nigeria. Die meisten von ihnen leben im ehemaligen Krankenhaus, und nur wenige „anerkannte Flüchtlinge“ leben in Wohnungen in der Stadt. Nur 60 von ihnen haben den Status „anerkannt“ und von nur 2 arbeiten. Die Kinder besuchen eine offene Ganztagsschule oder einen Kindergarten und treffen Spielkameraden.
Die wichtigste positive Tatsache ist, dass es ein großes Netzwerk von aktiven und engagierten Freiwilligen für die Unterstützung von Flüchtlingen gibt und dass sie dazu beitragen, Flüchtlinge in eine Vielzahl von Aktivitäten wie Sportvereine und Selbstverteidigungskurse zu integrieren. Männer und Frauen erhalten spezielle Unterweisungen: für männliche Flüchtlinge – wie man sich im Kontakt mit Frauen oder im öffentlichen Schwimmbad verhält; für Frauen – Sprachkurse, die auf Kinderbetreuung und Kindergesundheit spezialisiert sind. Ein weiterer positiver Aspekt sind die gemeinsame Kurse für deutsche Staatsangehörige und Flüchtlinge: etwa Kochkurse und Strickkurse. Es gibt sogar eine Reparaturwerkstatt für Fahrräder, die von Flüchtlingen betrieben wird.
Negativ zu erwähnen ist, dass sich der Staat weitgehend auf die unverzichtbare Arbeit der Freiwilligen verlässt. Es gibt Probleme bei der Wohnungssuche für anerkannte Flüchtlinge. Ein strukturiertes Leben in den Gemeinschaftsunterkünften verhindert zwar einige Probleme, unterstützt aber nicht die Integration.
Was die Ausbildung betrifft, gibt es 11 Klassen mit ungefähr 180 Schülern, die je nach Bildungsstand auf die Schulen verteilt sind und die meisten von ihnen sind bereit zu lernen. Pünktlichkeit war am Anfang ein Problem, aber jetzt sind die Studenten nicht weniger zuverlässig als die Deutschen.
Es gibt ein positives Beispiel: Ein anerkannter Flüchtling aus Syrien (Ehefrau und 2 Kinder), der arabische Literatur studiert hatte, wurde als Dolmetscher bei der Arbeitsagentur engagiert und war als Sozialarbeiter an der Berufsschule beschäftigt. Inzwischen ist er hauptamtlicher Sozialarbeiter und Arbeitsvermittler für Flüchtlinge in der Bezirksverwaltung. Er interessiert sich für Integration; auch seine Kinder sprechen Deutsch.
Es gibt jedoch auch negative Beispiele. Ein syrischer Student, der schlechtes Verhalten zeigte und keine Regeln befolgte, sich sogar mit Drogen beschäftigte, musste die Schule verlassen und hat in Deutschland keine Zukunft.
Die Betriebe im Landkreis sind bereit, Flüchtlinge einzustellen und auszubilden und sie auch nach der Ausbildung zu beschäftigen. Sie sind besonders an Studenten aus Afghanistan interessiert. Die meisten von ihnen sind interessiert an einer Ausbildung und sich zu integrieren. Ihre Chancen zu bleiben sind minimal, weil die Bundesregierung Afghanistan als ein sicheres Land einstuft, was in Deutschland nicht unumstritten ist. Daher besteht eine ständige Angst vor Abschiebung. Es kam sogar vor, dass ein Student direkt in der Schule von der Polizei abgeholt wurde.
Bis zur Integration ist es noch ein weiter Weg. Das Verfahren zur Gewährung des Asylrechts oder zur Verweigerung des Asylverfahrens benötigt zu viel Zeit. Für anerkannte Flüchtlinge ist es schwierig, einen Arbeitsplatz oder eine Unterkunft zu finden. Die Haltung vieler Deutscher gegenüber Flüchtlingen ist nicht positiv.
Die Delegation aus Köszeg konnte nicht viele Beispiele nennen. Sie erklärten, dass Ungarn auch viele Flüchtlinge beherbergt, und sie – wenn sie es verdienen – leben in guten Verhältnissen. In Kőszeg kommen auch Leute aus Armenien usw. Viele Fachleute, wie Ärzte, Architekten und andere Arbeiter, kommen nach Ungarn, in den Bezirk Vas, und sie haben einen sehr guten Ruf. Aber die meisten Flüchtlinge benutzen Ungarn nur als Transitland und wollen nicht da bleiben, sondern nach Deutschland reisen. Ein Grund ist sicher der höhere Lebensstandard in Deutschland.
Ungarn verweigert denjenigen, die in Gefahr leben, keine Hilfe, aber die ungarische Regierung verlangt eine legale Einreise mit einem Ausweis. Diejenigen, die illegal ins Land einreisen wollen – und auf diese Weise Zugang zu Europa erhalten – werden zurückgeschickt. Es ist auch richtig, dass die ungarische Regierung fest davon überzeugt ist, dass dort Hilfe geleistet werden sollte, wo sie herkommen. Ungarn hat bereits viel Geld gegeben, um die Lebensbedingungen zu verbessern, um Krankenhäuser, Schulen usw. zu bauen.
Die Delegation aus Chojna konnte auch über sehr unterschiedliche Situationen sprechen. Als gutes Beispiel erwähnten sie eine 17-jährige Einwandererin aus Syrien. Aufgrund der ständigen Unsicherheit und Angst entschied sich die Familie, nach Polen zu ziehen. Die größte Herausforderung für Flüchtlinge besteht darin, Polnisch zu lernen. Ohne diese Fähigkeit war es für einen Teenager schwierig, neue Freunde zu finden oder eine höhere Schule zu besuchen. Ein weiteres Problem war die negative Einstellung der Mitschüler zu Flüchtlingen. Nach drei Jahren in Polen sagt sie, dass ihre Schulkameraden ihre Einstellung zu ihr geändert haben, aber sie haben ihre Einstellung gegenüber Flüchtlingen im Allgemeinen nicht geändert. Ihrer Meinung nach ist das nicht richtig, denn jeder verdient Hilfe von anderen und sichere, friedliche Lebensbedingungen. Bis zum Ende der Kriegshandlungen in Syrien oder darüber hinaus möchte sie in Polen zu bleiben.
Die Verfahren in Polen sind kompliziert und dauern mehrere Monate, und Menschen aus mehreren Ländern befinden sich in einer Unterkunft. Hier gibt es Viele, die frustriert sind, weil sie auf unbestimmte Zeit nicht wissen, ob sie bleiben dürfen. Die kulturelle Vielfalt in den Flüchtlingszentren führt auch zu Konflikten. Außerdem wollen weniger als ein Viertel der Flüchtlinge Polnisch lernen. Das Verfahren der Aufnahme von Einwanderern und der Gewährung des Flüchtsstatus in Polen ist sehr lang. Nach den Regeln sollte es maximal sechs Monate dauern, in Wirklichkeit aber sogar zwei Jahre. Während dieser Zeit sind Ausländer in speziellen Zentren. Sie haben eine Wohnung, Essen, medizinische Hilfe, Taschengeld und lernen Polnisch. Solange sie keine Erlaubnis für einen legalen Aufenthalt haben, können sie nicht arbeiten oder das Zentrum verlassen. Polen hat große Probleme mit der Integration und Vorbereitung von Ausländern auf ein selbständiges Leben in der Gesellschaft. Obwohl sie einen Flüchtlingsstatus beantragen oder bereits erhalten haben, sind die meisten von ihnen nicht daran interessiert, Polnisch zu lernen. In den Zentren leben fast viertausend Menschen. In den letzten Jahren haben nur ca. 100 Erwachsene und ca. 500 Kinder Sprachunterricht genommen. Es gibt keine Konsequenzen für die Ablehnung der Teilnahme am Sprachunterricht. Ein weiteres Problem ist, dass es keine erfahrenen Lehrer gibt. Vielleicht wird sich die Situation bald ändern, denn ein Unternehmen wurde kürzlich ausgewählt, das für die Ausbildung im ganzen Land verantwortlich ist.
Nach Erhalt des Flüchtlingsstatus dürfen Ausländer für ein Jahr im Zentrum bleiben. Nach dieser Zeit endet die Hilfe und sie müssen selbständig werden. Ein Jahr ist nicht genug Zeit, um sich von den mentalen, physischen und emotionalen Folgen eines Krieges zu erholen, eine Sprache zu lernen und gleichzeitig einen Job zu finden. Nach dem Verlassen des Zentrums erhalten Flüchtlinge wenig oder keine Unterstützung.
Die Delegation aus Marsaskala sprach über ihr Problem: Sie würden die Menschen, die nach Malta kommen, nicht ausschließen, aber die Größe der Insel und ihre relativ hohe Einwohnerzahl verursachen ernsthafte Probleme. Aufgrund ihrer geografischen Lage steuern viele Flüchtlingsschiffe die Insel an und so viele Flüchtlinge, wenn auch zeitlich begrenzt, können nicht aufgenommen werden.
Der Abend trug zum Erfolg der gesamten Veranstaltung bei. Das Abendessen wurde im Agritourism Hotel serviert, wo die Delegationen untergebracht waren. Wir konnten sehen wie traditionelle Gerichte zubereitet werden und eine örtliche Musikgruppe spiele Volksmusik. Außerdem konnten wir unsere Ideen informell teilen, obwohl der Tag gefüllt war mit anspruchsvollen Diskussionen.
Am Samstag unternahmen wir einen Spaziergang in Velletri und besuchten das Museum und einen Tempel. An beiden Orten hatten wir einen detaillierten Leitfaden mit der Beschreibung der archäologischen Arbeit zur Verfügung. Nach dem Mittagessen in einem Restaurant, in dem wir Gerichte aus der traditionellen Küche mit zeitgenössischem Flair probierten, hatten wir das Vergnügen, Velletris experimentelles Weingut zu besuchen. Dort erklärte der Geschäftsleiter die eigentliche Bedeutung dieser Anlagen in Italien, wonach es sich nicht um die Produktion und Vermarktung von Wein handelt, sondern um eine wissenschaftliche Einrichtung, das mit den Weinproduzenten zusammenarbeiten, um aus dem natürlichen Rohstoff Trauben das Maximum an Qualität zu erzielen.
Wir hatten die Gelegenheit zu erfahren, wie viele Projekte mit EU-Mitteln in Velletri durchgeführt wurden, was uns die Möglichkeit gab, nicht nur während unserer Workshops und Treffen, sondern auch in unserer Freizeit über wesentliche Themen der jüngeren europäischen Geschichte zu diskutieren.
Das nächste Treffen wird in Bad Kötzting, Deutschland, Anfang Juni sein.